Der Handball wurde in der Corona-Pandemie zum Patienten - und könnte es leider auch dauerhaft bleiben. Nicht nur Mitgliederzahlen und Mannschaftsmeldungen gehen zurück, sondern es fehlen immer mehr Schiedsrichter. Zwei abgebrochene Spielzeiten und eine Spielrunde 2021/22 mit vielen Fragezeichen bei 33 Corona Bekämpfungsverordnungen haben Vereinen und auch dem Verband mächtig zugesetzt.
Die erste nun wieder sportlich beendete Spielrunde sorgte auch im Handball für etwas Erholung, dennoch könnte der Handball zum Dauerpatienten werden. Viele erfahrene Schiedsrichter haben während der Corona-Pandemie und zum Ende der Spielrunde 2021/22 ihren Rücktritt erklärt. Es fehlen uns immer mehr Schiedsrichter im PfHV. Zu viele hören auf, zu wenige kommen nach. Spielabsagen, weil niemand zur Spielleitung vorhanden ist, sind bereits keine Befürchtung mehr, sondern längst Realität. Der PfHV ist mit Schieds- und Kampfrichtern aus diversen Sportarten und Leistungsklassen im Sportbund Pfalz im Austausch, auch da ziehen sich immer mehr frustriert von ihrem Sport zurück.
Im Jahr 2008 zählte der Deutsche Handballbund noch etwa 30.000 Schiedsrichter in Deutschland, heute sind es nur noch etwa knapp 20.000 - ein Drittel weniger! Der PfHV hat mit seinem Young Referee Projekt trotz Corona viele interessierte Jugendliche ausgebildet. Ganz junge Schiedsrichter zu gewinnen ist uns aktuell gelungen, die größere Herausforderung ist diese dauerhaft bei der Stange zu halten. Im dritten Jahr nach der Ausbildung sind durchschnittlich nur noch knapp zehn Prozent aktiv, der Rest hat bereits enttäuscht aufgegeben. In einer Studienarbeit, die wir im PfHV begleitet haben, werden die wenig wahrgenommene Unterstützung des Verbandes und der Vereine, aber vor allem der als zu gering wahrgenommene Respekt in den Sporthallen aufgeführt. Unseren Schiedsrichtern fehlt es an Wertschätzung und der Würdigung des eigenen Engagements, ihr großer Beitrag zum Sport wird nicht beachtet.
Die Situation ist ernst.
Wir hatten aktuell über unser MB und die PfHV-Medien einen Schiedsrichteranwärter-Lehrgang angesetzt. Dafür gab es bisher nur 8 Meldungen (!!!), das ist einfach zu wenig und wird der aktuellen Situation nicht mehr gerecht. Gefordert sind der PfHV und natürlich alle seine Vereine. Wir werden die Ausschreibung zum neuen Lehrgang erneut verlängern. Gleichzeitig werden wir die Vereine nochmals informieren, dass sie versuchen, Leute zu motivieren, die den Sport Handballschiedsrichter ausüben möchten. Die Finanz- und Gebührenordnung sieht vor, dass jeder Verein für eine gemeldete Pfalzliga- und Verbandsliga-Mannschaft der Herren zwei, für jede sonstige Aktiven- und Jugend-Mannschaft einen Schiedsrichter zu stellen hat. Viele Vereine erfüllen diese Vorgaben aber schon recht lange nicht mehr. Ihnen „droht“ bislang eine recht milde Geldstrafe, in anderen Landesverbänden werden Mannschaften und Vereine inzwischen zusätzlich mit Punktabzug bestraft. Nur mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung können wir das noch einmal für die kommende Spielrunde vermeiden. Wichtig ist es aber auch, nicht die Vereine zu bestrafen, die viele Schiedsrichter stellen, indem wir ihre Spiele nicht besetzen.
Der PfHV geht seine Hausaufgaben aktiv an, wir bieten verkürzte Lehrgänge an, die Theorie wird online geschult, das wird über moderne Schulungsmedien und Portale begleitet und spart so Zeit und Fahraufwand. So bleibt mehr Zeit für eine verbesserte praktische Ausbildung. Die persönliche Entwicklung soll mehr im Fokus stehen und über moderne Lernprozesse wollen wir unsere Schiedsrichter weiterbringen und ihre sportliche Karriere fördern.
Neben neuen Schiedsrichteranwärtern brauchen wir aber auch in unseren Sporthallen weniger Gewalt und Aggression, dafür wieder mehr Wertschätzung, Respekt und Kooperationsfähigkeit im Umgang mit den Schiedsrichtern.
Die verlängerte Ausschreibung zum Schiedsrichteranwärter-Lehrgang findet ihr im Anhang:
https://online.pfhv.de/index.php/downloads/category/71-schiedsrichter?download=2106:abfrage-sr-anwaerter